Wir haben einst gelernt, dass die vermeintliche “Zeit“ nur in eine Richtung fließt
und die Zukunft immer vor, die Vergangenheit immer hinter uns liegt.
Hier handelt es sich um eine “monochrome Zeit“, welche linear und in ihren belanglosen
Rhythmus von Tag zu Tag weiter plätschert..doch die Zeit fliegt nicht nur dahin gerade wie ein Pfeil.
Sie dreht sich jedoch auch wie ein Rad.
In dieser nichtlinearen polychromen Zeit sickert die Zukunft in die Gegenwart
durch
und wir können Ereignisse verändern, welche sich bereits ereignet haben:
Das wichtigste Funktionsprinzip der linearen Zeit ist die Kausalität – oder
das Prinzip von Ursache und Wirkung, auf dem die heutige “moderne“ Wissenschaft basiert:
Zuerst geschieht dies, deshalb geschieht dann jenes..
Kausalität heißt, die Vergangenheit fließt stets in die Gegenwart hinein und beeinflusst sie.

Beispiel: Wir glauben, dass es uns heute deshalb so schlecht geht,
weil unsere Eltern sich nicht ausreichend um uns gekümmert haben,
als wir klein waren, oder weil wir aus einer langen Reihe gestörter Vorfahren stammen..

Wenn wir allerdings von der Vorstellung ausgehen, die Zeit drehe sich wie ein Rad,
dann ist das wichtigste Funktionsprinzip die Synchronizität oder das “zufällige“ Zusammentreffen von Ereignissen.
Was wir als Zufall oder Glück bezeichnen, ist ebenso wichtiger Grundsatz wie die Kausalität.
Der “Zufall“, zum Beispiel wenn sich zwei Menschen “zufällig“ begegnen, spielt hierbei eine ebenso große
Bedeutung bei wie den Ursachen, die dazu führten, dass sie zur gleichen Zeit am gleichen Ort waren.
Synchronizität ermöglicht künftige kausale Zusammenhänge und ist mehr an Sinn und Zweck eines Ereignisses als an einer Ursache interessiert.

Dies erinnert an den amerikanischen Dichter Robert Bly, welcher eine Geschichte von Manolete,
einem der berühmtesten Stierkämpfers Spaniens erzählt:

Als Junge war Manolete mager, schwächlich und vor allem ein extrem ängstliches Kind.
Psychologen erklärten seine spätere Hingabe zum Stierkampf mit dem Mechanismus der Kompensation:
Er wollte seine Tapferkeit beweisen.
Robert Bly dagegen behauptet, vielleicht hätte Manolete bereits sehr früh unterbewusst geahnt, dass er
eines Tages in der Arena fast tonnenschweren Tieren gegenüberstehen würde,
was seine Angst als Kind sehr wohl begründen würde.

Wenn Zeit also tatsächlich in mehr als eine Richtung fließt, kann die Zukunft ebenso sehr in die Vergangenheit
zurückgreifen und uns zu sich locken, wie die Vergangenheit uns nach vorne drängt.

Sie tut es nur deshalb nicht, weil wir die Zeit für linear halten.

Ich denke, dass die Ursache eines aktuellen Ereignisses durchaus in der Zukunft liegen kann.
Anders gesagt, an Tagen, an denen auf dem Weg zur Arbeit alle Ampeln auf Rot stehen,
solltest du nicht denken, du hättest im Bett bleiben sollen, weil sich das Universum gegen dich und deine Pläne verschworen hat.
Erkenne stattdessen, dass es genau so gut ist und das Universum aktiv zu deinen Gunsten wirkt.
Es stellt sicher, dass der Zug mit drei Minuten Verspätung abfährt, weil du ihn erwischen sollst;
oder dass du vergisst, den Wecker zu stellen, oder alle Ampeln rot sind, weil du ihn eben nicht erwischen sollst.

Sofern wir die Zukunft und die Geschehnisse auf diese Weise sehen, werden wir nicht wütend und frustriert und fragen uns:
“Wie konnt ich nur so dumm sein, den Zug zu verpassen?“
Oder “Warum muss ich ein solches Pech haben?“

Unser Stress verringert sich gewaltig, weil wir darauf vertrauen, dass sowohl Glück
als auch vermeintliches Pech Teil eines größeren Plans sind..

Da gibt’s eine alte Zen-Geschichte, welches dies schön darstellt:
Es war einmal ein Bauer, der hatte ein Pferd, welches eines Tages davon lief.
Nun musste er mit seinem Sohn die Felder mühsam von Hand pflügen.
Die Nachbarn sagten: “Ach was für ein Pech, dass dir dein Pferd davongelaufen ist!“
Der Bauer erwiderte einfach: “Pech, Glück – wer weiß?“
Eine Woche später kehrte das Pferd mit einer ganzen Herde Wildpferden im Schlepptau zurück.
Was für ein Glück“, riefen die Nachbarn, aber der Bauer erwiderte: “Pech, Glück – wer weiß?“
Der Sohn des Bauern versuchte, eines der wilden Pferde zu reiten.
Aber er wurde abgeworfen und brach sich ein Bein.
“Ach was für ein Pech!“ sagten die Nachbarn mitfühlend.
Wieder antwortete der Bauer: “Pech, Glück – wer weiß?“
Einige Wochen darauf rief der König alle jungen Männer zu den Waffen, da er in eine Schlacht ziehen wollte.
Nur der Sohn des Bauern blieb mit seinem gebrochenen Bein zu Hause zurück.
Was für ein Glück, dass dein Sohn nicht mit in den Krieg ziehen muss“, riefen die Nachbarn aus.
Doch der Bauer meinte nur: “Pech, Glück – wer weiß?“

Erschaffe dir DEINE Welt..eine Welt, in der du nie zu früh oder zu spät kommst – wenn du ankommst,
bist du da und “zu–fällig“ tauchen auch alle anderen Leute zur rechten Zeit auf.

Dies heißt NICHT, dass wir getroffene Verabredungen nicht einhalten und uns nicht pünktlich mit anderen treffen können.
Es bedeutet vielmehr, so perfekt in Harmonie zu sein, dass wir stets zur rechten Zeit ankommen.
Indem wir die Zeit meistern, geben wir dem Universum Gelegenheit, das zu tun,
was es sowieso tut – nämlich sich zu unseren Gunsten einzusetzen.

Wir lassen die Überzeugungen los, unsere Umwelt manipulieren und
“die Kontrolle übernehmen“ zu müssen, damit das Leben funktioniert.